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Gespenster über Pokhara

Pokhara, 30. März

Muss endlich wieder in die Berge!
Langsam werde ich etwas nervös, vor lauter Touri-Nepp um mich herum. Bin zwar nun in Pokhara und sitze in einem kleinen Restaurant mit Blick auf den See bei Sonnenuntergang, aber es dürstet mich doch arg danach, das Ganze von weiter oben zu betrachten.

Glücklicherweise ist Pokhara, im Gegensatz zu Kathmandu, ein beschauliches Dorf, auch wenn sich hier am See ein Touri-Laden an den anderen perlt. Ein richtiges Touristen-Getto. Aber ruhig. Und keiner nervt.
Nur dass ich das Geldausgeben allmählich leid bin: Die Hotelzimmer sind teuer (wenn man das von 2,5 Euro pro Nacht behaupten kann...) und dort, wo es, wie hier an der Lake Side, keine Einheimischen gibt, gibt es auch keine billigen Bäckereien, die mir das Essengehen ersparen würden. Ungünstigerweise habe ich hier in Nepal ständig Hunger. Seit ich Trekken war, könnte ich von morgens bis abends futtern, es ist ein Fluch! Kein Wunder, dass die hier alle tellerweise Dal Bath in sich reinschaufeln - muss an der Luft liegen.

Ich bin übrigens mit einem teuren Touri-Bus nach Pokhara gefahren - ein langweiliger Luxus. Keine Ziege im Bus, keine Mönche, keine stinkenden Bauern und niemand, der aus dem Fenster gereihert hat. Es war so öde, dass ich während der ersten beiden Stunden immer wieder eingeschlafen bin. Wäre mir dies in einem Local-Bus passiert, hätte man mir wahrscheinlich noch die Kleider vom Leib geklaut.

Es ist erstaunlich, welchen Unterschied diese 200 Kilometer Entfernung zu Kathmandu klimatisch ausmachen. Hier ist es deutlich heißer, trockener, diesiger und irgendwie tropischer (zumindest gibt es weniger Bäume und dafür mehr Palmen). Als ich in Pokhara ankam, war der Himmel so dunstig, dass man die riesigen Berge ringsum nur ahnen konnte. Alles, was man sah, waren die weißen Schneeflächen, die sich schwach vom milchigen Hintergrund abhoben und am Himmel schwebten wie Gespenster.
Eine ebenso bemerkenswerte Erscheinung habe ich, wenn ich in meinem Hotelzimmer aus dem Fenster blicke: Auf einem Berg auf der gegenüberliegenden Seeseite steht ein buddhistischer Tempel mit einer großen Stupa, die Nachts hell beleuchtet wird. Vor dem dunklen Himmel sieht sie aus, als würde sie schweben.


Es geht wieder aufwärts

Pothana, 1. April

Ich bin glücklich, dass ich wieder unterwegs bin: Atmen. Schwitzen. Staub aufwirbeln. Gehen. Gehen. Gehen!

Ich bin heute morgen sehr früh von Pokhara mit einem Taxi zum Busbahnhof und dann mit einem Localbus nach Phedi gefahren.
Kaum hatte ich den Bus verlassen, musste ich in Begleitung dreier sehr netter Verkäuferrinnen tibetischer Souvenirs wieder eine dieser elenden endlosen Steintreppen hoch steigen. Unglaublich, dass diese Frauen das jeden Tag tun, um sich vor einer Lodge in touristengünstiger Lage mit ihrem Angebot auf zu bauen. Wenn ich es recht verstanden habe, stammen sie aus einem Dorf nahe Pokhara - einem jener tibetischen Flüchtlingslager, die ihre Bewohner inzwischen zu kleinen Dörfern gestaltet haben und in denen man hauptsächlich vom Verkauf tibetischer Produkte an Touristen lebt.

Interessanterweise durfte ich dank Hitze und geraffter Röcke einen Blick auf eine tibetische Frauenwade erhaschen. Erstaunlich: obwohl die Nepalesinnen (und Tibeterinnen) eine recht dunkle Hautfarbe haben (und mich stets um meine helle Haut beneiden), sahen ihre Waden genau so bleich aus, wie meine!

Es ist wirklich sehr heiß in dieser Region, ich hoffe, dass sich das mit der Höhe ändert. Perverserweise wurde ich, als ich gerade in der Vormittagssonne gebrutzelt wurde, von einer Frau überholt, die sich soeben ihre Frostbeulen an den Fingern hat verarzten lassen. Aber ich habe sowieso nicht vor, über diesen frostigen 5000er Pass zu gehen, wie sie es tat.

Das Klima ist hier völlig anders, als in Langtang - heiß und trocken. Wenn der Dunst mal wieder die Berggipfel zu Scheinwolken degradiert, könnte man fast meinen, man blicke auf die Toskana im Herbst.
Der Wald, durch den ich den halben Morgen aufgestiegen bin, wirkte hingegen wie die Parkanlage eines österreichischen Kurhotels - unfreiwillig, versteht sich! Der ganze Weg war mit einem Puzzle aus groben Steinplatten ausgelegt, ein paar lichte Bäumchen säumten die sanfhügeligen Yakwiesen, Farn und Rhododendronbäume wuchsen am Wegesrand.

Anders als in Langtang, gibt es hier Echsen, Heuschrecken, Schmetterlinge, Marienkäfer und - bedauerlicherweise - eine Menge Fliegen auf Yakscheiße. Das wird sich aber sicher ändern, wenn ich weiter aufsteige. Im Moment bin ich wieder so auf 1900m. - nach fünf Stunden habe ich beschlossen, am ersten Tag nach der Pause nicht bis zur Erschöpfung zu wandern. Ich fühle mich sehr gut, nur mein Rücken macht mir zum ersten mal ein paar Schwierigkeiten und zwackt immer noch. Am liebsten würde ich mich vor meiner Lodge quer auf den Boden legen, könnte damit allerdings einen Touristenstau verursachen.


Angeschnorrt und umgekippt

Naya Pul, 2. April

Die Hitze hier macht mir ein wenig zu schaffen. Vor allen Dingen so zwischen zwei und drei Uhr ist es unerträglich heiß und die Sonne steht so hoch, dass selbst der fetteste Baum keinen Schatten spendet. Und weil ich zudem mal wieder zu knauserig war, mir ein anständiges Frühstück zu leisten, hat es mich heute nach fast siebenstündigem Marsch aus den Trekkingschuhen gehauen.
Mir war so schlecht vor Hitze und Erschöpfung, dass ich es gerade noch geschafft habe, den Rucksack ab zu setzten, um dann in dem einzigen Fleckchen Schatten weit und breit völlig fertig auf meinen Hintern zu plumpsen. Ich habe dann ein paar Kekse geknabbert und etwas getrunken (ich trinke immer sehr viel unterwegs - daran kann es nicht gelegen haben) und mich schließlich zum nächsten Dorf gequält, wo ich ohnehin übernachten wollte.
War gar nicht so einfach beim Erreichen der aller ersten Lodge so zu tun, als sei ich das blühende Leben und könnte glatt noch vier Stunden weiter marschieren, nur um den Preis für die Übernachtung etwas herunter handeln zu können. Mit 50 Rupies sind die Lodges hier fünf mal so teuer wie im Langtang-Gebiet, womit ich nicht gerechnet habe. Da ich an jedem Tag nur etwa 200 Rupies ausgeben darf, weil ich mehr nicht eingetauscht habe, muss ich also bei teuren Lodges am Essen sparen. Ziemlich übel.

Heute morgen durfte ich endlich mal einen relativ klaren Blick auf zwei der hohen Berge hier erwischen. Aber es dauerte nicht lange, bis die Sonne auch sie gefressen hatte. Solange ich durch den Wald laufe (und davon gibt es hier mehr als genug) habe ich auch ein genügendes Maß an Schatten. Aber es ging heute ständig auf und ab und in einem dieser "Abs", einem Flusstal, brutzelte ich die letzten zwei Stunden. Gemein: Schon bin ich wieder auf nur noch 1400m. Es ist noch wärmer als oberhalb und morgen muss ich alles wieder hoch kraxeln.

Mit den Menschen hier werde ich nicht ganz so warm wie mit denen in Langtang. Mag sein, dass es daran liegt, dass ich bisher nur Hindus begegnet bin. Irgendwie meine ich, die Buddhisten seien einfach herzlicher.
Was mich am meisten nervt sind allerdings die bettelnden Kinder. Klar, in Langtang haben sie mich auch ständig angesprochen, aber sie fragten immer nur nach Stiften (wohl eine Erziehungsmaßnahme westlicher Hilfsorganisationen) und gaben nach meinem energischen "Hoina!" sofort Ruhe. Hier recken sie einem ihre schmutzigen kleinen Hände entgegen, gucken einen fordernd an und verlangen nach Rupies oder dem Sinnlosesten überhaupt - nach Süßigkeiten! Und das - wie ich es auch erlebt habe - fünf Meter neben dem Lebensmittelladen ihrer Verwandten.
Heute bin ich außerdem zu der Erkenntnis gelangt, dass noch nicht einmal Bildung vorm Betteln schützt, denn auch Schulkinder in adretten Uniformen gierten hartnäckig nach "sweets". Ich frage mich ständig, wie das kommt. Sind die Touris denn wirklich so blöd und geben ihnen was sie erbetteln?


Den Skorbut im Nacken

Chhomrong, 3. April

Ich sitze gerade auf einem Steinmäuerchen und blicke auf ein stattliches Tal, aus dem ein recht großes Dorf den Berg hinauf kriecht. Im unteren, alten Teil leben die Einheimischen und oben auf den Logenplätzen hausen die Touristen.
Der Ausblick ist wunderschön. Wohin man schaut eine üppige Auswahl an Bergen im rosafarbenen Abenddunst. In der Nähe Türme aus Sand und Bäumen, dahinter Erscheinungen aus nacktem Fels und eine Ahnung der Giganten mit den weißen Mützen, die sich hinter Wolken verstecken und von denen man sich seltsam beobachtet fühlt.

Es tummeln sich sehr viele Touristen in Chhomrong, jedoch bei weitem nicht so viele, wie ich erwartet habe. Auf meinem heutigen Weg sind mir kaum welche begegnet, allerdings gibt es auch mehrere Möglichkeiten hier hoch zu gehen.
Ich habe mich auch heute während meiner Wanderung nicht besonders gut gefühlt. Ich bin viel zu spät gestartet, weil ich so lange auf mein Frühstück warten musste (morgen gehe ich ohne!). Und dann war es bereits sehr warm, als ich um neun Uhr los ging. Und der Weg führte von Anfang an steil bergauf, die meiste Zeit über diese verhassten Steinstufen.
Nach drei Stunden wurde es mir wieder ziemlich übel, ich bin sehr langsam gegangen, um in der Hitze nicht zuviel Energie zu vergeuden. Es war mitunter ein ziemlicher Kampf. Ich musste oft pausieren, mein Rucksack war dabei manchmal mein einziger Schattenspender.

Heute morgen habe ich mir ein Töpfchen Honig ("Trekking-Honey"!!) gekauft, in der Hoffnung, es würde mir unterwegs etwas Energie spenden. Was mir am meisten fehlt sind Früchte. Es gibt hier einfach keine - nirgends wachsen sie, niemand verkauft sie. Doch! Gestern habe ich ein paar freilebende Bananen gesehen, aber sie waren zu hoch und zu grün um sie zu klauen.
Ich habe mal gehört, es schmachtet einem immer nach dem, was dem Körper am meisten fehlt - und ich muss die ganze Zeit an Mandarinen denken...


Über Schneuz und Schmuddel

Bamboo, 4. April

Ich habe heut meine Lebensmittelstrategie geändert und meine Lodge ohne Frühstück verlassen. Statt dessen kaufte ich mir in einem Laden in Chhomrong (dem sicherlich letzten Fleckchen von kapitalistischem Luxus der kommenden Tage) ein paar Lebensmittel für unterwegs: Eine Tüte Müsli, eine Hand voll Bonbons, eine Flasche dieses leckeren Zeugs aus dem sie immer mein Hot Lemon brauen und ein paar Kekse, teils süß, teils salzig, je nachdem wonach mein Körper gerade dürstet. Und siehe da: Es scheint zu funktionieren. Ich hatte heute keinen Hunger unterwegs, weil ich immer zwischendurch ein paar Kleinigkeiten geknabbert habe.
Dummerweise habe ich meine Plastikschüssel und meinen Löffel als unnötigen Ballast in Pokhara deponiert, so dass ich mein Müsli in der Hand zusammen panschen musste. Was solls - meine guten Manieren habe ich sowieso am Flughafen in Kathmandu gelassen. So habe ich während des Wanderns zum Beispiel die Vorzüge nepalischen Schneuzens entdeckt. Sie halten sich einfach ein Nasenloch zu und spratzen den Schnodder in die Botanik. Das ist viel hygienischer, als ein Taschentuch zu benutzen und man bekommt kein wundes Näschen. Allerdings sollte man aufpassen, dass man es nicht gegen den Wind tut!

Im Gegensatz zu gestern fühlte ich mich sehr fit heute, obwohl es die meiste Zeit bergauf ging. Ich wanderte durch einen sehr schönen Wald, einem richtigen Dschungel. Bizarr geformte Bäume, Lianen und immer wieder die wunderschönen Rhododendron-Bäume mit ihren knallroten Blüten. Vögel zwitscherten auf Nepali, grillen zirpten, Bäche rauschten. Ich bin mal gespannt, wie es morgen aussehen wird. Touristen, die mir entgegen kamen berichteten von mehreren Lawinen auf dem Weg, durch die sie hindurch steigen mussten.

Noch was anderes: Als ich heute morgen aufwachte, sahen meine Arme aus, als hätte ich die Masern. Und meine Füße juckten gestern Abend so sehr, dass ich deswegen lange nicht einschlafen konnte. Diese Stiche quälen mich schon seit Tagen, teilweise blutig und mit roten Rändern drumrum. Ich möchte mal wissen, was mich da so piesackt, denn ich habe noch nie ein Vieh in flagranti erwischt. Hoffentlich wird das bald besser! Hier gibt es unheimlich viel Gefleuch. Von meiner Zimmerdecke plumpste eben ein mutierter Käfer auf mein Kopfkissen und im Zucker fand ich eine Wanze. Dass die Lodges meistens recht schmuddelig sind, daran kann ich mich nur schwer gewöhnen. Es hat ja nichts mit Armut zu tun, dass sich in den Ritzen der Gläser der Schmodder aus zehn Jahren Trekkingtourismus abgelagert hat. Aber die Leute hier leben ja selber so. Sauberkeit ist einfach eine nicht allzu wichtig genommene Nebensächlichkeit. Und der Schmuddel bewegte sich bisher immer noch im erträglichen Rahmen. Man härtet ab.


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