Namaste und Willkommen bei Himalaya - Geschichten aus Nepal - Ein vergnüglicher Reisebericht aus Nepal - Viel Freude beim Trekking im Langtang- und  Annapurna-Gebiet -
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Himalaya macht glücklich!

Andere Trekker plauderten nach vollbrachtem Tagwerk mit ihrer Liebsten oder teilten die frischen Eindrücke mit ihrer Reisegruppe. Eine einsame Wanderin wie ich schlürfte abends Ingwertee - und schrieb Tagebuch.
Wer Lust hat, mich ein Stück meines Weges zu begleiten, den lade ich ein zur Lektüre meiner Reiseaufzeichnungen.
Gemeinsam wandern wir darin 47 Tage lang von Kathmandu über Langtang, das Annapurna Base Camp und Muktinath bis zurück nach Pokhara.


Taumelnd durch Thamel

Kathmandu, 9. März

Da sitze ich also in einem billigen Hotelzimmer in Kathmandu, werde von einem Bob-Marley-Imitat zugedröhnt, das auf der Dachterrasse gegenüber schmettert und mich nicht schlafen lässt und habe gerade vergeblich versucht, gebrauchtes Klopapier im Waschbecken zu vernichten. Wollte nicht brennen. War nass.

Das war schon ein ziemliches Abenteuer, ein Dach überm Kopf zu finden - das heißt, eines, das mich nicht schon am Ankunftstag ruiniert hätte. Denn von dem Moment an, da ich die erste Zehenspitze vor den Flughafen setzte, redeten sie auf mich ein: Männer mit Schlips im Holzbüdchen ("Wir sind Regierungsbeamte"), heimreisende, mitleidige Rucksacktouristen und zehn Dutzend Taxifahrer, aufgeperlt wie ein Männergesangsverein. Letztere trugen jeweils ein Pappschild vorm Bauch, auf das der Namen des Hotels ihres Brötchengebers gepinselt war. Und alle wollten sie nur das Eine: Mich partout nicht in die Unterkunft ziehen lassen, die meine Schwester mir empfohlen hatte.

Schließlich vermittelte mich ein Touri an einen ihm vertrauten Taxifahrer. Dieser machte mich mit seinem Bruder bekannt, welcher mich wiederum seinem besten Freund - ebenfalls Taxifahrer - vorstellte. Und jener erklärte sich daraufhin endlich bereit, mich zu einem humanen Preis dahin zu fahren, wohin ich wollte.
Schnell ein paar bettelnde Kinder und eine buckelige Alte vom Auto geschüttelt und wie eine besengte Sau unter Dauerhupen (scheint eine Art hinduistisches Schutzritual zu sein) über Kathmandus staubige Vorstadt-Acker geheizt. Er dürfe mir aber doch trotzdem noch ein Hotel empfehlen, meinte "Bruder Beifahrer", sei auch gaaaanz nah bei meinem... Nein!!! Ich wollte in meines!
Das Taxi hielt an und siehe da - das was nicht mein Hotel, vor dem wir da standen. Hinterhältiger Fall von Kidnapping! Aber das Beste war: Als ich dann trotzig losstapfte, um das richtige Hotel zu finden, musste ich feststellen, dass ich noch nicht mal im richtigen Stadtviertel war. Total chaotisch, diese Stadt. Und die Leute sind auch noch super freundlich dabei. Gefährlich!

Gezwungenermaßen habe ich meinen Rucksack noch um ein paar weitere Straßenecken gehievt und wurde schließlich von Touris nach Thamel gelotst. Für mein Zimmer habe ich dann einen recht guten Preis ausgehandelt. Immerhin hat es eine Toilette - wenn auch ohne Spülung...
Das Feilschen wie ein arabischer Teppichhändler scheint übrigens ein Virus zu sein, der einen befällt, sobald man nepalesische Luft einatmet. Genau wie die Kunst, aufdringliche Händler durch hinterhältiges Desinteresse nach nur einmal "Namaste Madam!" wieder los zu werden.

Schon verrückt: Als ich heute zum ersten Mal durch Thamel spazierte, kam ich mir vor, als hätte mich ein sonderbarer Spuk in einen Fernseher gesogen, direkt mitten in irgend so eine abgefahrene Dokumentation.
Es ist chaotisch, laut und schmutzig, aber keineswegs bedrohlich. Einfach nur erstaunlich, weil die Stadt tatsächlich so ist, wie ihr ungeschmeicheltes Klischee. Auf den Straßen dösen wirklich Rinder und verkrüppelte Alte betteln in den Ecken. Ständig springt irgendwer hinter einem her, man sieht Frauen, die Ziegelsteine und Männer, die ganze Schränke schleppen. Oder geschrumpfte alte Männlein, die von ihren Gemüse-Eimern auf den Schultern beinahe erdrückt werden. Und dazwischen hupen und klingeln und hupen und drängeln Taxis, Fahrräder, Fahrrad-Rikschas (sehr gefährlich!), Mopeds und stinkende Dreiräder. Verwirrenderweise herrscht dabei auch noch Linksverkehr, von dem man in dem Chaos aber, ehrlich gesagt, nicht viel merkt.
Ich glaube, der Hinduismus regelt das schon, dass derjenige, der von einer Rikscha überfahren wird, im nächsten Leben als Taxifahrer zur Welt kommt.

Mit Thamel bin ich unfreiwillig in die totale Touristenfalle geraten. 5000 Pröll-Geschäfte, 2000 "Email-Weissderteufelwas" und 500 "German Bakeries" (ich sag nur: "Brezel Bazar"). Thamel nervt!


Ein Hamster mit Tarnkappe

Kathmandu, 10. März

Ich muss meine letzte Aussage von gestern noch ein wenig ergänzen: Ganz Kathmandu nervt!
Heute bin ich zum Dubar Square, dem historischen Zentrum Kathmandus, spaziert. (Ein belgisches Ehepaar, das ich in Thamel nach dem Weg fragte, erklärte mir überzeugt: "Aber hier ist doch das Zentrum, hier sind die Geschäfte." Immerhin trug Er einen Kompass am Arm - wichtige Vorraussetzung für einen gelungenen Kathmandu-Trip...)
Ich habe mich gefühlt, wie ein Hamster im Laufrad, denn irgendwie muss man in dieser Stadt ständig in Bewegung bleiben, sonst hat man wieder einen der unzähligen Wohltäter an der Backe. Selbst hoch oben auf einer Tempelstufe, einem der raren Sitzplätze Kathmandus, starrte jemand auf meine (dreckigen) Füße und erklärte mir, meine Sandalen seien kaputt und er könne sie reparieren.
Alle diese Typen ziehen auch sofort wieder ab, sorgen aber für ein ungutes Gefühl des Gehetzt- und Beobachtet-Werdens.
Aus Frust habe ich mir eine Tarnkappe in Form eines großen, orangefarbenen Wollschals gekauft, wie ihn sich die Nepalesinnen um den Oberkörper wickeln. Ganz unsichtbar wurde ich zwar nicht, aber ich habe mich plötzlich deutlich besser gefühlt.

Das Schönste am heutigen Tag waren die freundlichen Rinder, die zwischen Tausenden von Tauben durch die Tempelanlagen wanderten und gemütlich leere Verpackungen fraßen. (Ich sah sogar, wir zwei von ihnen versuchten, neue heilige Kühe zu machen - hmm, gibt es überhaupt heilige Bullen?)
Einer der herumtrottenden Kühe habe ich die Stirn getätschelt - soll ja Glück bringen. Ich glaube, sie verstand Deutsch.


Von Nahverkehr und Naschwerk

Kathmandu, 11. März

Heute habe ich ein Abenteuer hinter mich gebracht und eins noch vor mir: Bin Bus gefahren und werde gleich einen nepalesischen Keks essen.

Hach, heute war eigentlich ein ganz entspannter Tag: Samstag - der Sonntag Nepals!
Bin um halb acht morgens aus dem Haus gegangen und konnte es kaum fassen, wie friedlich es auf den Straßen war. Leider öffneten die Läden etwas später doch noch, aber ich bin zum ersten Mal quer durch Kathmandu geschlendert (man beachte: geschlendert!), ohne angequatscht zu werden. Wollte mir mal den Busbahnhof ansehen, bevor ich da in ein paar Tagen mit all meinem Gepäck rumirre und habe mich dann spontan dazu entschlossen, nach Bodnath zu fahren. Sozusagen als Test, ob ich in der Lage bin, den richtigen Bus zu finden (ganz abgesehen davon, dass ich am Anfang Schwierigkeiten hatte, überhaupt irgendeinen Bus zu finden).
Aber die Leute sind einfach total freundlich und ereifern sich geradezu, wenn sie helfen können. Zuerst habe ich allerdings den Fehler gemacht, eine ältere Frau anzusprechen. Als sie mir ratlos auf Nepali antwortete, kam mir der Gedanke, dass Englischlernen sicher auch eines der Dinge ist, die hier hauptsächlich den (jüngeren) Männern vorbehalten sind. Jedenfalls fand ich meinen Bus, auch wenn alle Fahrzeuge nur auf Nepali beschriftet sind. Da ich ja schon auf Malta das zweifelhafte Vergnügen hatte, in einem schrottreifen Nahverkehrsmittel über Buckelpisten zu preschen, konnte mich die Tour heute wenig beeindrucken.

In Bodnath bin ich schließlich stundenlang über und um die alte, riesige Stupa gepilgert. Es war so herrlich friedlich, im Gegensatz zum dröhnenden Ameisenhaufen Kathmandu. Und überall freundliche buddhistische Mönche in roten Kutten und farblich darauf abgestimmten Reebok-Turnschuhen und Nike-Windjacken.

Was Abenteuer Nummer zwei betrifft, so bin ich gerade durch einen echten Supermarkt (der Tourismus macht´s möglich) geschlendert. Wollte mir den Luxus von ein paar Keksen erlauben und habe stundenlang gebraucht, bis ich ein billiges Produkt aus Nepal fand, inmitten all der völlig überteuerten westlichen Wohlstandsartikel.
Das Schlimme ist, das die Touris diese auch tatsächlich kaufen und den Geschäftsinhaber damit innerhalb von Wochen zum Rupien-Billionär machen.

Hoffentlich schmecken meine Kekse nun besser, als deren Verpackung glauben macht. Zumal ich bisher von dem berüchtigten nepalesischen Verdauungsproblem verschont geblieben bin. Und mir liegt sehr daran, dass es auch so bleibt - mein Luxusklo besitzt, wie gesagt, keine Spülung, nur einen kleinen grünen Henkelbecher...


Taxi beißt und Bus macht übel

Trishuli, 12. März

Nachdem mich der Entertainer von gegenüber schon wieder kaum schlafen ließ, beschloss ich noch des nachts, dieses nervige Kathmandu am morgen zu verlassen - ganz egal, wohin es mich dann treiben sollte.
Ein netter junger Mann aus meinem Hotel begleitete mich heute früh zum Busbahnhof, um mir zu helfen, den Bus nach Dhunche zu finden, wo mein Trek beginnen sollte. Leider überredete er mich, ein Taxi zu nehmen. War ein Fehler! Denn dieses Auto verschluckte zwar meinen Rucksack bereitwillig, verbiss sich dabei aber so unglücklich darin, dass der Kofferraumdeckel nicht mehr aufging, um ihn wieder auszuspucken.
Dem Taxifahrer und meinem Begleiter gelang es nicht, das Taxi mit vereinten Kräften und unter Anwendung diverser Strategien zur Freigabe meines Gepäcks zu bewegen. Es sammelten sich immer mehr Männer ums Auto, um dabei zuzusehen, wie sich immer mehr Männer ums Auto sammelten, um zu zerren und zu rütteln und zu beratschlagen. Ich wähnte meinen Rucksack schon als verloren, bis dass das Taxi ihn nach einer halben Stunde endlich wieder unter den anerkennenden Blicken des Publikums frei gab. Schon lustig.

Das Busfahren war nicht minder kurios. Leider war der Bus nach Dhunche bereits in aller Frühe abgefahren, so dass ich beschloss, wenigstens noch den Bus nach Trishuli, das auf halbem Weg liegt, zu nehmen. Ich teilte ihn schließlich mit einer Ziege, fünf Kartons voller Küken und mindestens sechs Dutzend schwitzender Menschen. Wie schön, dass sich das ewige Warten am Busbahnhof zumindest darin ausgezahlt hatte, dass ich einen Sitzplatz erhaschen konnte.
Während der ganzen Fahrt stellte ich mir die Schlagzeile vor:
"Nepal - Vollbesetzter Linienbus stürzt in Schlucht".
Zumindest hätte ich mit musikalischer Untermalung das Zeitliche gesegnet, denn aus den Lautsprechern dröhnte ununterbrochen hinduistische Kreisch-Volklore. (Ich verstand nur "Gutschi Gutschi" - war wohl ein Liebeslied...) Außerdem kam mir zu Ohren, dass, wer in Nepal stirbt, ohne Umwege ins Nirvana gelangt. Immerhin!
Vor mir hat die ganze Zeit eine Frau aus dem Fenster gekotzt, was ich ihr nicht verdenken konnte. In Anbetracht des Fahrtwinds hielt ich es dann aber doch für besser, meine Scheibe zu schließen....

Die Landschaft, durch die wir fuhren, war allerdings bereits wunderschön: Berge, Reisterrassen, soweit das Auge reicht, Dörfer mit freundlichen Kühen und netten Menschen. In einem größeren dieser Orte hänge ich seit heute Nachmittag herum. Und es ist herrlich! Obwohl ich die einzige Fremde weit und breit bin, quasselte mich bisher keiner an, außer vier putzigen Mädchen in Schuluniformen. Leider verstand ich sie kaum, nur dass sie wissen wollten, wie ich heiße. Nach mehreren Anläufen, meinen Namen kund zu tun, fand ich mich schließlich damit ab, "Peka" zu sein.

Haupteinnahmequelle des Dorfes scheint übrigens das mühsame Zerklopfen von dicken Flusskieseln zu grobem Schotter zu sein, mit dem hier sowohl Männer, als auch Frauen beschäftigt sind. Ich frage mich allerdings, wohin sie das Geröll hinterher schütten, denn die bröselige Dorfstraße Trishulis hat bestimmt noch nie ein Steinchen Straßenbelag gesehen.

Hoffentlich geht morgen alles klar, obwohl ich ohne Trekking-Permit für diese Route unterwegs bin. Alle, die ich fragte, versicherten mir, ich würde keins brauchen - obwohl in meinen Büchern etwas anderes steht. Tja, sonst werde ich wohl improvisieren müssen...


Einmal Nirvana und zurück

Dhunche, 13. März

Nun habe ich es zumindest schon ziemlich hoch geschafft, auf 1940m, glaube ich, auch wenn ich immer noch keinen Meter gewandert bin. Dafür hatte ich das Vergnügen, vier Stunden lang mit dem Bus über eine völlig unbefestigte Straße bergauf zu rumpeln. Es war so staubig, dass man mitunter nur braune Wolken sah. Und um das Ganze abzurunden, ging es gleich neben der Straße steile tausend Meter abwärts.
Ich hab´s recht lässig genommen, im blinden Vertrauen in die Erfahrung des Busfahrers. Als dieser jedoch auch beim dritten Versuch, um eine enge, steile Kurve zu fahren scheiterte und der Bus wieder rückwärts auf den Abhang zu rollte - wobei die Bremsen einen nicht sehr vertrauenserweckenden Eindruck machten - stand ich schon in der offenen Tür, um dem Sturz ins Nirvana doch noch im letzten Moment durch einen Hechtsprung zu entrinnen.

Nun, da ich hier sitze und schreibe, hat der Fahrer offensichtlich (im wahrsten Sinne des Wortes) doch noch die Kurve gekriegt.

Jetzt bin ich also in Dhunche, dem Ausgangspunkt des Langtang-Treks. Ich habe zwei Militärposten erfolgreich ohne Permit passiert, also scheint es tatsächlich hier nicht nötig zu sein (ich hoffe, dass wenigstens all die anderen schlauen Sachen stimmen, die in meinen Büchern stehen...). Was die Soldaten in meinem Rucksack gesucht haben, ist mir allerdings immer noch nicht klar. Zumal sie nur recht halbherzig gewühlt haben.
So langsam werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen, dass ich nicht allein durch Nepal stapfe. All die Trekking-Touris, die ich bis jetzt vermisst habe (in Hotel und Bus war ich stets die einzige Fremde), haben sich hier versammelt.

Ich sollte mir unbedingt abgewöhnen, so verdammt knauserig zu sein. Ich bin ja völlig bekloppt, ein Abendessen im Hotel abzulehnen, nur weil es 60 Rupien kostet, also sechs mal so viel wie mein Zimmer. Dabei sind das kaum mehr als ein Euro. Aber kein Nepali würde sich so ein teures Essen leisten können. Mein Frühstück - zwei frittierte Teigbällchen an einem "einheimischen" Imbiss in Trishuli - hat 4 Rupien gekosten, hmm, etwa 5 Cent. Ich bin reich!!! Aber andererseits leben die Menschen hier vom Tourismus, sind wirklich super nett, freundlich und hilfsbereit und ich dumme Nuss habe bedenken, für ein Euro hier den wohlhabenden Touristen raushängen zu lassen.

Die Gegend um Dhunche macht einen sehr schönen Eindruck, bergig, aber noch nicht "himalayagen". Vielleicht verstecken sich ja schon ein paar Gipfel hinter den Wolken, aber ich befürchte, die sind noch weit weg.
Es ist recht frisch hier oben und tröpfelt ein wenig. Die Menschen dieser Region sind ausgesprochen hübsch und überzuckerter Milchtee schmeckt erstaunlich lecker.
Jetzt bestell ich mir wohl doch mal was zu essen. Der Junge mit dem Bestellblock guckt schon ganz frustriert.


Die Treppe des Grauens

Thulo Syabru, 14. März

Ich habe schon ein Riesentalent, mir das Leben schwer zu machen: Statt fünf Stunden, latsche ich mal eben doppelt so lang durch die Gegend.
Weiß bis jetzt nicht genau, wo ich mich eigentlich verfranzt habe, denn auf meinen Karten kann ich meine "Spezial-Route" nicht mehr nachvollziehen. Ich weiß nur, wann ich mir entgültig sicher war, vom rechten Weg abgekommen zu sein, nämlich, als diese grausame Mischung aus Trampelpfad und prähistorischer Treppe, die ich mich hoch quälte, einfach kein Ende nahm.

Heute Morgen um halb acht habe ich total euphorisch und ziemlich ungewaschen meine Lodge verlassen, nachdem ich aus dem Fenster geblickt und die ersten wunderschönen schneebedeckten Gipfel in einem Hauch von aufgehender Sonne erspähte. Ich war richtig glücklich, endlich unterwegs zu ein. Zufrieden mit mir, zufrieden mit meinen Schuhen, zufrieden mit meinem Rucksack.
Der Langtang-Trek war mehr oder weniger ausgeschildert, manchmal fragte ich Leute nach dem Weg und kam gut voran. Nach etwa fünf Stunden erreichte ich dann ein Dorf, dessen Name so etwas wie "Unter "-Syabru bedeuten muss, denn Thulo Syabru, mein eigentliches Tagesziel, sollte etwas oberhalb dieser Ortschaft liegen. Auf der Karte sah es auch wirklich recht nah aus. Der Holperpfad, auf den mich die Dorfbewohner dann schickten, wirkte allerdings schon nicht besonders vertrauenerweckend.
Ein Amerikaner, dem ich begegnete, bestätigte mir aber, dass ich richtig lag und erzählte mir gleichzeitig von verschollenen Touristen und zunehmendem Verbrechen in Nepal. Und dass man auf keinen Fall allein gehen sollte. Und erst recht nicht nach 15 Uhr. Und - ach ja - es ginge gleich ein bisschen steil hinauf...
Ich stieg also höher und höher auf diesen verflixten Steinstufen, 15 Uhr ging vorbei, 16 Uhr auch und so langsam wurde mir doch etwas mulmig. Die Männer, die mir vereinzelt unterwegs entgegen kamen, sahen allerdings nicht sehr bösartig aus, auch wenn jeder von ihnen einen kleinen Säbel im Gürtel trug. Aber alles, was sie von mir wollten, war, zu erfahren, wohin ich gehe - um mir dann ein Hotel ihres Onkels/Cousins/Bruders zu empfehlen... So quälte ich mich also weiter, völlig am Ende mit meinen Kräften, aber mit drei verschiedenen Adressen im Gepäck. Ich sagte jedem der Männer :"Fein, dahin werde ich gehen!" und sie waren zufrieden und zogen ab.
Und ich kletterte höher und höher, über vier Stunden lang, und konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Das Dorf am Fuß dieses Berges war nur noch ein kleines Spielzeugstädtchen in weiter Ferne. Als ich endlich dicht unterhalb Thulo Syabrus Menschen traf, zwang mich ein Trekker regelrecht, ihn meinen Rucksack tragen zu lassen, weil ich sonst die letzen Stufen zum Dorf nicht mehr hoch gekommen wäre.
Inzwischen geht es mir wieder etwas besser - naja, bis auf die Füße. Muss mal sehen, ob ich morgen wieder gehen kann oder ob ich besser einen Ruhetag einlege.

Habe gerade in meiner Lodge Dal Bath gegessen, das Nationalgericht: Reis mit Linsen - recht lecker und ohne Strom gekocht, denn diesen Luxus gibt es hier oben nicht. Das einzige Licht in der Hütte spendet ein Öllämpchen im Essraum. Dieses Zimmer hat seinen ganz eigenen Charme, obwohl es in unseren blanken westlichen Gefilden noch nicht einmal als Schuppen durchgehen würde. Von den Wänden lächelt der Dalai Lama, umrahmt von einem weißen Gebetsschal, den Raum schmücken Gebetsfahnen und ausgeblichene Plastikblumen und aus der Küche (aus der ich manchmal ein gackerndes Huhn zu vernehmen glaubte) riecht es nach Rauch und brennendem Holz.

Das Panorama Thulo Syabrus ist einfach gigantisch. Draußen ist es nun dunkel, die Sterne stehen am Himmel und darunter leuchten vom Mond abgestrahlt die riesigen weißen Berggipfel wie Wolken in der Nacht. Ich bin froh, hier zu sein.


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Petra und ihr Tagebuch
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