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Da lachen ja die Hühner

Thulo Syabru, 15. März

Nur damit ich nicht den Überblick verliere: Heute ist Mittwoch (hmm, glaube ich zumindest).
Es schien mir sinnvoll, nach dem gestrigen Marathon einen Ruhetag einzulegen. Ich könnte mir auch kaum einen schöneren Ort dafür vorstellen.

Habe den ganzen Tag vor meiner Lodge gesessen, literweise Milchtee getrunken und die Berge betrachtet. Zwischendurch bin ich ein wenig herumgewandert und habe mir die Gunst zweier Kinder erkauft, indem ich ihnen kleine "Lennys" auf einen Zettel zeichnete. War allerdings eher ein Tauschhandel, sonst hätte ich den Original-Plüschlöwen, den ich leichtsinnigerweise aus meiner Tasche holte, nie wieder bekommen. Die Mädchen folgten mir quer durchs Dorf - zurück musste ich das kleinere von ihnen streckenweise tragen, weil es die Stufen zum Dorf nicht mehr hoch kam (kommt mir bekannt vor...).
An den Beiden habe ich dann meine ersten Nepali-Kenntnisse getestet, obwohl ich nicht beschwören würde, dass ich tatsächlich etwas Sinnvolles erzählte, da ich die Antworten nicht verstand. Meine Armbänder und meine Uhr hatten es den Kindern angetan, wobei die Uhr sicher nicht ihren Gefallen fand, weil sie wertvoll, sondern weil sie so schön bunt ist. Das größere Mädchen trug als Ohrringe zwei Schlaufen aus farbigen Bindfäden, sah aus wie genäht.

Während ich hier sitze und schreibe, beobachte ich die Menschen, die den Weg vor meiner Lodge hinaufgewandert kommen. So langsam trudeln auch ein paar Trekker ein. Es ist zwei Uhr und ab mittags wird es bereits kühler und die Berge verschwinden hinter Wolken.
Am beeindruckendsten finde ich immer wieder, was die einheimischen Männer (und auch Frauen) alles den Berg hinauf schleppen. Die Sherpas tragen locker zwei zusammengeschnürte Touristen-Rucksäcke nebst Zubehör auf dem Rücken - und ich leide schon unter meinem kleinen Ruck-Paket.
Diese Schlepperei sieht aus wie elende Ausbeutung, aber ich glaube, ein Sherpa kommt schon mit einem Korb auf dem Rücken zur Welt.
Die Männer dieses Stammes sehen sich in meinen ungeübten Augen so ähnlich, dass ich in Kathmandu manchmal den Eindruck hatte, da würde einer zwanzig gestapelte Plastikstühle schleppen, um dann eine halbe Minute später wieder an einer anderen Stelle mit einem Regal auf dem Rücken aufzutauchen.

Nachtrag am Abend: Ich habe gerade zusammen mit zwei netten Holländern, Vater und Sohn, zu Abend gegessen und dabei machten wir den verhängnisvollen Fehler, "Lokal Wine" zu bestellen. Puh, der Trunk war der reinste Fusel, nicht runterzukriegen. Als unser Gastgeber gerade nicht im Raum war, hatte der ältere meiner Tischnachbarn Mitleid mit mir, schnappte sich beherzt mein Glas und kippte das Zeug (von dem ich sicher bin, sie benutzen es auch in ihren Lampen) einfach vor die Tür. Morgen wird es hier eine ganze Menge betrunkener Hühner geben.


Rheumatisch rucksackwärts

Rimche, 16. März

Obwohl ich mich heute nicht verlaufen habe, bin ich doch wieder sieben Stunden gewandert. Es war wirklich ziemlich heftig - immer wieder ging es abwärts, um dafür später um so mieser bergauf zu führen. Das alleine ist mit Gepäck ja schon sehr anstrengend, aber diese ewigen Steinstufen sind die Hölle.
Am Anfang war das kein Problem, aber etwa nach der Hälfte der Strecke wurden meine Beine immer müder. So einen Trampelpfad konnte ich ja noch Schrittchen für Schrittchen hoch schlurfen wie eine rheumatische Oma, aber meine Beine schafften es nicht mehr, mich und meine 15 Kilo Gepäck auf die nächste Stufe zu hieven.
Mitunter war das nicht ungefährlich, denn ich taumelte öfters mal in Richtung meines Rucksacks. Weil ich so langsam war, wollte ich keine Pause machen, um nicht mitten in der Nacht anzukommen. Also holte ich alle Trekker, die mich unterwegs reihenweise links liegen ließen, an einem der vielen Teehütten am Wegesrand wieder ein, um dann Minuten später wieder von ihnen überrannt zu werden .
Die Strecke führte die ganze Zeit durch den Wald - viel Bambus, viele rauschende Wasserfälle, aber wenig Bergblick.

Nun bin ich in einer gemütlichen Lodge, etwa 15 Minuten vor meinem eigentlichen Ziel "Lama Hotel". In der Ferne höre ich einen Wasserfall tosen und gleich neben meinem Zimmer das beruhigende Plätschern eines unermüdlichen Wasserschlauchs. Zusammen klingen diese Geräusche lustigerweise wie ein heftiger Dauerregen.
Eben habe ich ein bisschen Reis gegessen - zusammen mit etwas, das wie Kuhfutter aussah - und mich mit einem Luxemburger und zwei Kanadiern unterhalten. Nun bin ich saumüde.

Was meinen sonstigen Zustand betrifft: Meine Füße haben miese wunde Stellen, ich beginne schon auf englisch zu denken und obwohl ich heute zum ersten Mal Leitungswasser mit Reinigungstabletten getrunken habe, verhält sich mein Magen friedlich.
Aber das Allerbeste: Ich bin zum ersten Mal seit einer Woche wieder sauber! Meine Lodge hat eine Dusche, sogar eine heiße (dank Sonnenstrahlen und schwarzer Wassertonne auf dem Dach - erstaunlich... aber die Köchin benutzt ja auch einen Schnellkochtopf auf dem Holzofen).


Sherpa für Anfänger

Godha Tabela, 17. März

Diesmal habe ich es richtig gemacht. Ich habe mir die Mörderstrecke, die mein "Lonely Planet" mal wieder vorsah, aufgeteilt. So konnte ich erstens gemütlich vor mich hin schlurfen und mich zweitens besser an das Höhenklima gewöhnen. Auf der heutigen Strecke soll es schon manchen übel erwischt haben, der am Stück bis Langtang auf 3500m durchgewandert ist.

Ich befinde mich nun auf 3000m Höhe, eingerahmt von Yakwiesen und wunderschönen Bergen. Die vielen Bäche, die die Felsen herunter rauschen, sind fast vollkommen gefroren - kaum höher, als ich es jetzt bin. Hier stehen gerade mal zwei einsame Lodges. Bisher sah ich nur meinen verwegenen zahnlosen Gastgeber und ein paar Militärs, die hier herumlungerten. Manchmal sieht man sie schwer bewaffnet die Treks entlang wandern. Grüßen aber alle immer freundlich.

Heute bin ich so vor mich hin gewandert, wie ich es bei den Sherpas abgeguckt habe: Leicht nach vorne gebeugt und mit kleinen, festen Schritten. Hat funktioniert, hatte keinerlei Probleme. Außerdem habe ich mir einen gemütlichen Tee-Stopp gegönnt und mich mit einem trekkenden Nepalesen aus Kathmandu unterhalten, der mir bei der Gelegenheit gleich seine Pager (!) - Nummer gab. Irgendwie kurios, in dieser Umgebung.

Übrigens ist gestern Abend mein Taschenlampenbirnchen endgültig zu Bruch gegangen und ich habe leider nicht an Ersatz gedacht. Und außerdem musste ich heute Morgen erschreckt feststellen, dass die Flugtickets, die ich in meiner Bauchtasche trug, vom Schweiß völlig aufgeweicht waren und keinen sehr leserlichen Eindruck mehr machten. Ich hoffe, ich bekomme das wieder hin. Das ist vor allem ärgerlich, weil ich sonst jeden Scheiß in Plastiktüten verpackt habe.

Brrr, es ist kalt!
Man könnte das, was vor meinem Fenster niedergeht beinahe schon als Schnee bezeichnen. Hmm, besonders alpin ist die Kleidung, die ich dabei habe, nicht gerade... und morgen geht´s noch 500 Meter höher.


Gebetsmurmler am Abend

Langtang, 18. März

Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, lag tatsächlich alles voller Schnee - es sah wunderschön aus. Natürlich war es schweinekalt, bevor die ersten Sonnenstrahlen eintrafen und an manchen Stellen ziemlich glatt, aber ich bin etwas später losgegangen und so wurde es ein total schöner Marsch. Ich hatte sicher die ganze Zeit ein Dauergrinsen auf dem Gesicht, so gut habe ich mich gefühlt.
Jetzt bin ich bereits auf 3500 Metern. Eben dachte ich: "Die Vögel fliegen hier aber tief." Die Wahrheit ist, dass ich dem Himmel immer näher komme.

Bin heute nur drei Stunde gegangen und war schon am Mittag in Langtang, so dass ich genug Zeit hatte, etwas zu zeichnen und einem kleinen Mädchen den Gebrauch eines Buntstifts beizubringen.
Leider wird es ab drei Uhr immer so kalt, dass man kaum noch Draußen sitzen kann. Und windig ist es - da wehen eine ganze Menge Gebete durch die Berge.
Letzte Nacht musste ich mich in fast alles einwickeln, was ich dabei habe, so kalt war es. Unangenehmerweise habe ich den Verdacht, dass in meinem Schlafsack irgendetwas wohnt, das es auf mein Blut abgesehen hat. Da sind ein paar verdächtige Piekser an Händen und Füßen. Es wird doch wohl kein Floh sein? Wundern würde es mich nicht!
Da hilft nur aushungern: Habe es heute Nacht mit Socken an Füßen und Händen(!) probiert. Vielleicht sollte ich es auch einmal mit Waschen versuchen...

Unter den Nepalesen hier fühle ich mich total wohl. Schade, dass ich sie so gut wie gar nicht verstehe. Die Anzahl der Englischsprechenden nimmt von Höhenmeter zu Höhenmeter ab.
Gestern hatten meine Gastgeber diebischen Spaß an meinem Deutsch-Nepali-Büchlein. Die Sätze, die in ihrer Schrift vorkamen, haben sie mir laut vorgelesen: "Herr Ober, bitte zahlen!"
In den kleinen Lodges, die neben den separaten Schlafkammern in der Regel nur aus einer kleinen vollgestopften und verrauchten Küche - in der die Besitzer, glaube ich, auch schlafen - und einem "Essraum" bestehen, kauern dann abends die zwei Gäste, der Besitzer der Lodge und irgendwelche undefinierbaren Verwandten und Bekannten um einen kleinen Holzofen. Es macht einfach Spaß. Die Leute verbreiten eine Freude, die unheimlich ansteckend ist.

Nachtrag: Eben war ich Zeugin eines lustigen Rituals in der "guten Stube" meiner Lodge. Ein Mann kam herein, wurde vom Hausbesitzer an einen Tisch gesetzt und wickelte aus einem Stück Stoff einen Stapel dicht beschriebener, länglicher Pergamente aus. Mein Gastgeber baute unterdessen vor dem Tisch so einen Art Hocker auf, auf dem dann ein drolliges Gebilde aus drei Tonfigürchen abgestellt wurde. Eines davon auf einer Art Hundekuh sitzend und alle mit einem Piekser im Kopf, der wie eine Spindel mit Wolle dran aussah.
Der Mann bekam allerhand Equipment - ein Schälchen Reis, eine Flasche Milch - bereit gestellt, begann aus den Pergamenten vorzulesen ("murmel, murmel, murmel") und läutete dabei eine Glocke. Bestimmt eine Dreiviertelstunde lang und sicher ununterbrochen, wenn er nicht eine Toilettenpause eingelegt hätte. Dabei schmiss er immer wieder mit Reis um sich, Weihrauch (oder Tannennadeln?) wurden angezündet und zum Schluss die Hausbesitzer miteinbezogen. Zusammen schrieen sie noch ganz inbrünstig und trieben dann symbolisch, unter Brüllen und Reiswerfen, die Figürchen samt ihrem Träger mit einem glühenden Holzscheit vor die Tür.
Während der ganzen Zeremonie turnten Kinder um den Mann herum oder murmelten seine Verse mit und die Leute redeten oder liefen umher. Es machte keinen völlig ernsten Eindruck.
Ich dachte, das Haus würde vielleicht gesegnet werden, aber es war wohl so einen Art "Frei Haus - Totenfeier". Man erzählte mir, es seien im Dorf innerhalb weniger Wochen drei Menschen gestorben (die drei Figürchen) und jetzt wandert dieser Mann von Haus zu Haus und zieht seine Zeremonie ab. Möglicherweise um dem Haus ein ähnliches Schicksal zu ersparen? Jedenfalls wurde die ganze Familie hinterher noch vorsorglich gesegnet. Vielleicht sprang ja davon ein Fünkchen auch auf mich über...


Yak Yak Yak

Langtang, 19. März

Ich bin heute nach Kyanjin Gompa gewandert, fast bis ans Ende der Welt. Denn ab da gibt es keine Häuser mehr, keine Wege, nur Berge.
Mein Gepäck habe ich in Langtang gelassen. Jetzt ist mir auch klar, warum all die Trekker, die sich einen Träger leisten, immer so munter an mir vorbei sprinten.

Das Geniale ist ja, dass es mir tatsächlich gelungen ist, hier auf 3500 m Höhe (illegal) Dollars in Rupien zu einzutauschen. Auf einmal stehen mir wieder alle Möglichkeiten offen, denn ich würde gern noch etwas länger in Langtang bleiben. Ich fühle mich hier pudelwohl!

Der Weg nach Kyanjin Gompa war bestimmt der schönste, den ich je gegangen bin: Rundherum Berge, klarer blauer Himmel, leuchtend-weiße Gipfeln und ein rauschender Fluss viele Meter unterhalb.
Mehrere Kilometer lang säumten "Mani-Walls", Mauern aus aufeinandergeschichteten Steinen, den Pfad. Und in jede der unzähligen Steinplatten war ein Gebet gemeißelt.
Diese Mauern stehen immer genau in der Mitte des Weges, denn man darf nur links an ihnen vorbeigehen, ebenso wie man buddhistische Heiligtümer nur im Urzeigersinn umrunden sollte. Ist manchmal eine ganz schön krumme Wanderei und nicht immer der kürzeste Weg, aber irgendwie halte ich mich gerne an dieses Gebot, auch wenn es keiner sieht. Diese vielen buddhistischen Heiligtümer, die Steinhaufen, Mauern und Gebetsfahnen, haben einfach irgendetwas Bezauberndes an sich.
Es standen auch ständig Yaks in der Gegend herum und Pferde. Yaks sind verdammt scheue Gesellen. Ich habe ein paarmal versucht, per Selbstauslöser ein Foto von mir nebst Yak zu machen, doch immer wenn ich mich ihnen näherte, düsten sie ab und ich habe sicher nur noch einen zotteligen Schwanz und mein verdutztes Gesicht fotografiert.

Da ich heute endlich wieder "reich" war, habe ich sofort geprasst und mir in Kyanjin Gompa eine Ecke Yak-Käse gekauft. Unglaublich: In 3800 m Höhe gibt es eine Käsefabrik und der ganze Käse wird Stück für Stück von Trägern nach Kathmandu geschleppt. Ist aber sehr lecker. Schmeckt wie alter Gouda.

Unterwegs habe ich einem Bauernmädchen eines meiner Haargummis geschenkt (habe lange gebraucht, bis ich verstand, was es wollte). Es sind fast immer die jungen Frauen, die mich ansprechen. Eine wollte mein Pinguin-Kopftuch gegen ihren Wollschal tauschen, den sie um den Kopf gebunden hatte. Es tat mir total leid, dass ich nicht darauf einging, aber erstens kann ich hier nicht mit einem Turm aus Wolle auf dem Kopf herumflitzen und zweitens hänge ich an diesem blöden verwaschenen Pinguin-Tuch, das mich schon auf so vielen Reisen begleitet hat.
Die Meisten wollen leider nur Geld von mir. Hat etwas gedauert, bis ich begriff, was sie mit "Moneh" meinen. Diejenigen, die nicht das Glück haben, an uns Touristen zu verdienen, sind wirklich unglaublich arm.
Und auf Lenny, meinen treuen Plüsch-Löwen, sind alle scharf, die Kinder und die jungen Frauen. Ich wünschte mir, ich hätte eine Tasche voll kleiner Stofftiere für alle. Lenny jedenfalls tarne ich jetzt besser, bevor er mir noch gekidnappt wird.

Ich hatte eine nette halbe Stunde mit einer jungen Frau, die Mutterseelen allein in der Einöde eine dieser Bretterbuden führt, an denen es Tee und Essen gibt. Wir saßen auf dem Boden und blätterten durch meinen Trekking-Führer. Bei jedem Foto musste ich ihr sagen, wo es aufgenommen wurde. Hinterher konnte sie für den Tee nicht auf meinen 100 Rupien-Schein rausgeben. Ich bin auf dem Rückweg noch mal bei ihr vorbei, um ihr die 5 Rupien zu bringen, die ich ihr noch schuldete, aber die Hütte war bereits abgeschlossen. Ich habe das Geld dann an die Tür geklemmt.

Was anderes: Als ich heute Morgen, wie immer so um halb sieben, erwachte, war mein Waschlappen hart gefroren und die Salbe für meine lädierten Füße wollte nicht aus der Tube kommen. Während ich in der Nacht mit voller Montur schlafen musste, habe ich mir gestern am Tag, trotz Sonnencreme, einen üblen Sonnenbrand an Ohren, Nase und rechter Hand geholt. Sehe, glaube ich, insgesamt ziemlich gruselig aus. Gott sei Dank habe ich keinen richtigen Spiegel.

Ach ja: Habe doch tatsächlich die drei Figürchen vom gestrigen Gebetsmurmler mitten auf dem Weg vor dem Dorf gefunden. Waren zerbrochen, weiß nicht, ob mit Absicht oder vom Wind. Sie waren auch nicht aus Ton, wie ich dachte, sondern ganz weich, wie aus Brot. Als ich zurück kam, waren sie weg. Wahrscheinlich hat sie ein Yak gefressen...


Keksverlust und Klunkerklüngel

Kyanjin Gompa, 20. März

Ich habe mich heute morgen entschlossen, doch noch mal , diesmal mit Gepäck, nach Kyanjin zu gehen. Der Weg war so schön, den machte ich gern noch ein zweites mal. Nun ist es 16 Uhr und ich werde wieder eingeschneit. Hoffentlich ist es morgen früh etwas freundlicher.

Unterwegs bin ich eine Packung Kekse an eine alte Frau los geworden. Sie schleppte einen Korb voll Holz und deutete an, sie habe Hunger und Durst. Ich gab ihr etwas zu trinken und bot ihr ein paar Kekse an - da nahm sie erfreut die ganze Packung und zog von dannen. Ich glaube, ich habe noch viel zu lernen...

Auf ähnliche Art und Weise wurde ich heute Morgen meine beiden Haarspangen los, mit denen ich mein Kopftuch vorm Davonfliegen sicherte: Zwei Mädchen sprachen mich an und sogleich zupfte eine von ihnen eine der Spangen aus meiner Frisur. War gar nicht so einfach, sie wieder zu bekommen. Das andere Mädchen war da geschickter. Sie sagte die ganze Zeit "change, change" und streckte mir ihre alten Haarspangen entgegen. Dann habe ich halt getauscht - warum nicht? Aber ich muss unbedingt rigoroser werden, sonst werde ich meine Heimreise noch nackt antreten.

Hier oben in Kyanjin muss übrigens ein Volk wohnen, das gegenüber den meisten Nepalesen alles andere als hübsch ist. Ich glaube, es sind "Rai" (sie gleichen jedenfalls sehr einem Foto in einem meiner Bücher). Ihre Augen sitzen ungewöhnlich weit auseinander und das Irritierende dabei ist, dass sie damit gleichzeitig rechts und links an einem vorbei schauen.

Am Abend: Ich habe gerade am Rande einer Yak-Wiese auf einem Stein gesessen, ein paar Meter von den Lodges Kyanjings entfernt und beobachtet, wie die Berge vor mir langsam im Dunkel verschwanden. Komisch, wie lange man über Berge nachdenken kann. Ich stellte mir vor, man würde gerade aus einem großen Flugzeug auf uns herab schauen: Wir alle - die Häuser, die Menschen, ich - wären nichts weiter, als eine Falte im Gebirge.


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Petra und ihr Tagebuch
Karte der Annapurna Region
Der Langtang-Weg.
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Lenny
Nie ohne männlichen Begleiter!
Zeremonien-Skizze
Kultige Kult-Figürchen
Gebetsfahnen in Langtang
Gebete im Wind
Nepal-Keks
Kein Mani-Stein - ein Keks!